Großer Zulauf und viel Beifall für Ulrike Herrmann, und das, obwohl die Referentin an provokanten Thesen nicht spart. Dass der Kapitalismus keine Zukunft habe, ist die zentrale Botschaft ihres Buchs, dessen Inhalt die Autorin an diesem Abend rekapituliert. „Das Ende des Kapitalismus“ steht also auf dem Programm.
Für ihren Vortrag beschränkt sich die mehrfach ausgezeichnete Journalistin auf ein Bündel loser Notizen, dem sie die wesentlichen Stichworte entnimmt.
Im Schnelltempo und in salopper Form streift die Publizistin die Kapitel ihres Buchs: Von den Anfängen des Kapitalismus ist die Rede, vom Ressourcenhunger unserer Wirtschaftsform. Diese sei, weil auf beständiges Wachstum angewiesen, hauptsächlich Schuld an dem, was mit dem Klima derzeit geschieht.
An „grünes Wachstum“ glaubt die Autorin nicht. Ob Sonne, Wind, Atom oder der Faktor Innovation, nach Ansicht von Herrmann ist in keinem der Bereiche eine Hoffnung auf Bewältigung der Krise in Sicht.
Die für die „TAZ“ tätige Journalistin operiert immer wieder mit Zahlenmaterial, bevor sie dem Publikum ihre Lösung des Problems offeriert: Radikale Beschränkung sei der einzig gangbare Weg.
Wohl wissend, dass ein solcher Verzicht (zum Beispiel aufs Fliegen) kaum freiwillig erfolgen wird, plädiert Herrmann für eine stärkere staatliche Intervention. Ob ihr deutlicher Ruf nach Steuerung vereinbar ist mit den Grundprinzipien unserer Demokratie, gehört zu den Kernfragen in diesem Zusammenhang. Auch hieran entzündet sich im Anschluss die Diskussion.
Die von Herrmann als Lösungsmodell herangezogene britische Kriegswirtschaft steht dabei weniger im Mittelpunkt. Stattdessen wird die Forderung, ökonomische Entscheidungen global zu treffen, formuliert und auch die Frage, wer über die „Verzichts – Regeln“ entscheidet, in die Runde gestellt.
Die Besucherinnen und Besucher wären nicht abgeneigt, noch länger darüber zu diskutieren. Die Hörerinnen und Hörer aber wissen, dass auf die Veranstaltung am Abend, vor dem Unterricht, wieder ein Arbeitstag folgen wird…
Nicht nur der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften dankt Ulrike Herrmann für den (nachhaltigen) Impuls zur Diskussion!
Christiane Grüner