Dr. Volker Zinkernagel

Ich stamme aus einer kinderreichen Familie und alle meine Geschwister haben ihre Schulzeit mit dem Abitur abgeschlossen. Meine Schullaufbahn war nicht so geradlinig. Nach unrühmlichen Abgang mit der 12. Klasse begann ich eine Gärtnerlehre in einem nicht mehr existierenden Gartenbaubetrieb in Berlin-Grunewald im Frühjahr 1957. Die Absicht, das Abitur zu machen, hatte ich aber dennoch. Ein ehemaliger Schul- und Ruderkamerad brachte mich auf die Idee,zu versuchen, mich an der Peter-A.-Silbermann-Schule einzuschreiben. An einem glühendheißen Sommertag war ein deutscher Aufsatz zu schreiben zum Beleg für ausreichende Deutschkenntnisse. Es dauerte etliche Wochen, bis der Bescheid eintraf, daß man Hörer an der PAS werden kann.

Die Entscheidung, anzufangen, war reltaiv leicht zu fällen, allerdings mussten für die Lehrzeit einige Vereinbarungen mit den anderen Lehrlingen getroffen werden, damit ich abends am Unterricht teilnehmen konnte. In meinem Lehrbetrieb waren die Arbeitszeiten z.T. bis nach 19 Uhr und einer der Lehrlinge musste bis spät abends im Betrieb sein. Ich einigte mich mit dem Betriebsleiter und den anderen Lehrlingen darauf, daß ich keinen Spätdienst machen mußte, dafür aber jeden Samstag nachmittags arbeiten würde, während sie den jeweiligen Nachmittag frei hatten.

Das lief dann auch recht gut so, war aber eine harte Zeit. Die normale Arbeitszeit  war 48 Stunden in der Woche, für die Lehrlinge kamen dann die Spätdienste, die Arbeiten am Samstagnachmittag und die ganztägigen Sonntagsdienste, allerdings im Wechsel mit den anderen Lehrlingen, hinzu.

Es wurde aber alles bewältigt, und da ich im ersten Lehrjahr keinen Urlaub (12 Tage/Jahr) nehmen konnte, weil der Lehrer erkrankte, konnte ich im 2. Lehrjahr den Urlaub der zwei Jahre zusammenfassen, mich den Schulaufgaben widmen und mich erholen. Den Urlaub des dritten Lehrjahres habe ich dann mit den Abiturvorbereitungen und -prüfungen 1959 ausgefüllt.

Zu den Lehrern der PAS hatten wir ein sehr gutes, wenngleich etwas distanziertes Verhältnis.Wenn ich auch einer der jüngsten  in meiner 12. Klasse war und meine Mithörer wesentlich älter waren als ich und bereits eine abgeschlossene Berufsaubildung hatten, so wurden wir von den Lehrern nicht wie Schüler behandelt, sondern eher wie Studenten. Die Lehrer hatten schon Verständnis für die häufig etwas erschöpften Hörer, aber erspart blieb uns nichts: Klassenarbeiten wurden geschrieben und Referate gehalten, angekündigt zwar und terminiert, aber doch mit etwas mehr Vorarbeit der Hörer verbunden. Ich erinnere mich, wie warmherzig mich unsere Deutschlehrerin, Frau Dr. Lobner, aus dem Unterricht entließ, nachdem ich ihr erzählt hatte, daß ich den Schlüssel für die Kasse meines Ausbildungsbetriebes vergessen hatte, abzugeben und ihn umgehend zurückbringen musste.

Ich muß zugeben, daß mich die Zeit in der PAS zusammen mit mit der Ausbildung zum Gärntnergehilfen sehr gereift hat, nachdem ich die Zeit als Oberschüler recht nachlässig und mit viel Sport verbracht hatte.

Nach dem Abitur schloss ich meine Lehre ab, verbrachte noch einige Zeit als Gärtnergehilfe in Stuttgart, um dann Gartenbauwissenschaften in Hannover zu studieren, dort zu diplomieren und zu promovieren. 1973 ging ich dann mit meinem damaligen Chef zur T.U.nach München, wo wir den Lehrstuhl für Phytopathologie an der damaligen Fakultät für Landwirtschaft und Gartenbau in Freising-Weihenstephan aufbauten.Dort habe ich mich 1984 habilitiert, wurde 1985 zum Privatdozenten, 1994 zum außerplanmäßigen Professor ernannt und ging 2003 in den Ruhestand, nachdem ich bis dahin und auch noch danach eine größere Zahl von Doktoranden als „Doktorvater“ betreut habe.

Die Erinnerungen an meine Schulzeit in der Peter-A.-Silbermann-Schule sind mir immer noch präsent als eine Zeit, in der wir Anerkennung durch unsere Lehrer erfuhren (was in meiner vorherigen Schulzeit überhaupt nicht der Fall war) und in einem angenehmen Klima trotz der späten Abendstunden den Unterricht erteilt bekamen. Ich bin heute noch froh, daß ich die diese Möglichkeit zum Schulabschluß hatte und daß ich diese Möglichkeit nutzen konnte.

In den späteren Jahren sind die Informationsflüsse über meine ehemalige Schule sehr dürftig geworden, was einmal beruflich bedingt war, aber auch die räumliche Distanz nach Berlin war dafür ursächlich. Aber im Laufe der mittlerweile so vielen Jahr verhalfen mir die modernen Kommunikationsmittel, wieder etwas mehr über meine ehemalige Schule zu erfahren und Mitglied im Förderverein zu werden.