„Silbermann“
Die Schule war zu Ende, das Mittlere Reife Zeugnis in der Tasche, vor einem lag ein unbekannter Weg. Was will man werden, was kann man werden?
Nach dem Besuch der Höheren Handelsschule ergab sich eine Tätigkeit bei einer Fluggesellschaft im Bereich Marketing und Geschäftsführung. Dies war jedoch nicht zufriedenstellend, weil hier die geistige Herausforderung fehlte. Es gab nun die Möglichkeit, entweder eine Weiterbildung bei dieser Fluggesellschaft zu machen oder eine „externe Weiterbildung“, die aber nicht ohne Abitur zu erreichen war.
Ich entschied mich für die externe Weiterbildung, die einem nicht nur eine, sondern mehrere Türen öffnen konnte und sollte. Arbeit und Schule am Tage (Kolleg) waren jedoch schwierig zu kombinieren. Ein Abendgymnasium bot sich als mögliche Lösung an. Das Abendgymnasium Peter A. Silbermann passte genau in dieses Konzept.
Die ersten Schulstunden fühlten sich sehr seltsam an, es war wie eine Rückkehr in alte Schulzeiten. Der Unterschied bestand aber darin, dass man in der Zwischenzeit einen verantwortungsvollen Beruf ausgeübt hatte. Bei Silbermann gab es jedoch plötzlich eine Hierarchie, die man hinter sich gelassen zu haben glaubte. Einige Lehrer konnten durchaus gut mit Erwachsenen umgehen. Sie schafften es, die nötige Motivation zu erzeugen. Andere Lehrer dagegen erkannten nicht, dass wissbegierige erwachsene Menschen vor ihnen saßen und keine 16-jährigen Schüler. Es war nicht einfach, sich darüber hinwegzusetzen. Nur die Beharrlichkeit und das Ziel, ein Abschluss in absehbarer Zukunft, halfen, auch diese Zeiten zu überstehen.
Die Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt: nach dem Abitur folgte das Studium der Meteorologie und Luft- und Raumfahrttechnik. Im Anschluss, nach kurzer wissenschaftlicher Tätigkeit an der Universität, der Einstieg beim ZDF als Diplom-Meteorologin in der Redaktion Wettervorhersage, einem vielfältigen Arbeitsgebiet, das nicht nur Fachkenntnisse im Bereich der Meteorologie, sondern auch journalistische Fähigkeiten erfordert. Das Aufgabengebiet als Teamleiterin der Wetterredaktion ist eine ständige Herausforderung, auf die aktuellen Entwicklungen im Bereich des Wetters und des Klimas einzugehen. Ohne Weiterbildung wäre dieser Weg nicht möglich gewesen. Und es beantwortet gleichzeitig die Frage: was kann ich werden?
Dipl.-Met. Inge Niedek
September 2013