Am Donnerstag, den 2.10.25 besuchte der Grundkurs Deutsch Q3 eine Theateraufführung zu Heinrich Kleists „Der zerbrochene Krug“ am Theater Strahl in Berlin. Im Vorfeld wurde im Zuge des Rahmenlehrplans das Werk bereits gelesen, nun war der Kurs gespannt auf dessen Umsetzung. Im Anschluss wurde dann das Gesehene bei einem gemeinsamen Cafébesuch analysiert, ausgewertet und eine Rezension verfasst, welche die Meinung der Kursteilnehmer*innen widerspiegelt:
Mit „Krug. Zerbrochen!“ bringt das Theater am Ostkreuz Heinrich Kleists Klassiker in einer entschlackten und temporeichen Fassung auf die Bühne – und schafft es dabei, den vermeintlich verstaubten Stoff in ein aktuelles, jugendliches Gewand zu kleiden, ohne dabei seine kritische Schärfe zu verlieren.
Zwar bleibt die Aufführung formal ein Lustspiel – es wird gelacht, getrickst, getäuscht -, doch das Lachen bleibt einem oft im Halse stecken (wie z.B. bei der Darstellung übergriffigen Verhaltens – hier wäre vielleicht sogar eine Trigger-Warnung im Vorfeld angebracht gewesen). Die Regie jedenfalls nimmt Kleists bitter-ironischen Unterton ernst und hebt die Abgründe hinter der Farce deutlich hervor. Gerade die autoritäre Selbstinszenierung des Richters, seine Manipulation der Wahrheit und sein Missbrauch der Position lassen sich mühelos auf heutige Debatten übertragen: Bossing, Victim-Blaming, Justizversagen. Eve, traditionell oft eher Nebenfigur, wird in dieser Aufführung zur selbstbewussten Stimme, wehrt sich aktiv gegen die bestehenden patriarchalen Machtstrukturen – ein feministischer Ansatz, der der Inszenierung ausgezeichnet zu Gesicht steht.
Ebenso positiv ist das Bühnenbild zu betrachten. Dies ist bewusst reduziert: nur ein paar Requisiten, nur ein paar gezielte Lichtakzente – statt dekorativer Überladung hat man hier auf einen durchdachten Symbolismus gesetzt, der Raum für Interpretationen lässt und die Aufmerksamkeit ganz auf das großartige Spiel der jungen Schauspieler*innen lenkt.
Einziger Wermutstropfen: Die Inszenierung rast in manchen Momenten fast atemlos durch das Geschehen. Szenenwechsel, Dialogwechsel, Pointen und Konflikte folgen Schlag auf Schlag – was einerseits der heutigen, von schnellen Reizen geprägten Sehgewohnheit (Stichwort: TikTok) entgegenkommt, andererseits aber gelegentlich der Tiefe einzelner Szenen etwas abträglich ist. Dennoch: Eine klare Empfehlung – vor allem für ein junges Publikum!
(Grundkurs Deutsch, Q3)