Am Donnerstag, den 28.11.24, unternahmen wir mit dem Grundkurs Deutsch eine Exkursion ins Jüdische Museum Berlin. Im Vorfeld beschäftigten wir uns im Zuge des Rahmenlehrplans (Sprache in politisch-gesellschaftlichen Verwendungszusammenhängen) mit dem Analysieren von politischen Reden, wobei auch Björn Höckes umstrittene Rede, die er im Januar 2017 in Dresden hielt, in den Fokus genommen wurde. Der Fraktionschef der AfD Thüringen bezeichnete darin das Berliner Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“. Diese und andere Aussagen Höckes, die aufgrund der Parallelen zu nationalsozialistischer Rhetorik auch teilweise vor Gericht behandelt wurden, machen deutlich, wie groß der Einfluss der Rede auf politisches Handeln und die Interpretation von Geschichte ist. Und die Wiederkehr faschistischer Wortwahl zeigt auch, wie wichtig es ist, diese – und ihre konkreten Folgen – zu hinterfragen und sich gerade heute wieder intensiver mit der deutschen Vergangenheit zu befassen.
Deshalb besuchten wir das Jüdische Museum. Mit beeindruckenden Video- und Klanginstallationen bietet dessen Dauerausstellung „Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland“ nicht nur einen facettenreichen Einblick in die jüdische Kultur und Religion vom Mittelalter bis in die Neuzeit.
Auch der Holocaust wird thematisiert. In diesem Zusammenhang spielt die Architektur des Hauses eine besondere Rolle. Auf der Webseite des JMB wird dies wie folgt beschrieben:
„Ein Zick-Zack-Bau aus Titanzink, unterirdische Achsen, schiefe Wände und unklimatisierte Betonschächte: Mit seinem Entwurf Between the Lines wollte der US-amerikanische Architekt Daniel Libeskind nicht einfach ein Museumsgebäude gestalten, sondern deutsch-jüdische Geschichte erzählen. […] Das Gebäude lässt viele Interpretationen zu: Manche erinnert es an einen zerbrochenen Davidstern, andere an einen Blitz; bei vielen hinterlässt es ein Gefühl der Verunsicherung oder Desorientierung.“
Vor allem die Voids haben bei uns einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Diese „durchziehen vertikal das Gebäude. Die Betonschächte sind weitgehend ohne künstliche Beleuchtung und können nur zum Teil betreten werden. […] Einer der fünf Leerräume beherbergt die Installation Schalechet (Gefallenes Laub) des israelischen Künstlers Menashe Kadishman.“ (Quelle: JMB-Webseite)
Mit den Voids möchte der Architekt die physische Leere, die durch die Vertreibung, Zerstörung und Vernichtung jüdischen Lebens in der Schoa entstanden ist und die nicht nachträglich wieder gefüllt werden kann, thematisieren und diesen Verlust sicht- und fühlbar machen.
Mit diesen eindrücklichen Bildern im Kopf, besuchten wir zum Abschluss der Exkursion das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das „Holocaust-Mahnmal“ in der Nähe des Brandenburger Tors, welches aus einem wellenförmigen Feld aus 2711 Betonstelen, das von allen Seiten durchgehbar ist, besteht. Auch hier wird man durch Architektur zu einer intensiven Beschäftigung mit Geschichte aufgefordert. Und diese Beschäftigung mit der deutschen Geschichte lässt für uns zwingend nur einen Schluss zu: NIE WIEDER!
Carmen Schreier (Kursleiterin)